An einem heißen Sommertag im Juni hatte das Warten endlich ein Ende: Unsere Tochter war geboren und ein neuer Lebensabschnitt, der sich ja über die vergangen neun Monate angekündigt hatte, beginnt. Ab jetzt heißt es: Familyoutdoor und DraussenErlebnisse ohne Grenzen. Naja, fast ohne Grenzen. War in der Schwangerschaft vor allem Susi das limitierende Element (Schatz, du bist großartig!), so ist es nun unsere Tochter, auf die wir bei der Ausflugsplanung besondere Rücksicht nehmen müssen. Aus allen Richtungen erreichen uns Tipps und Tricks im Umgang mit dem Nachwuchs. Viele wertvolle Erfahrungen wurden geteilt, was uns sicher die ein oder andere schlaflose Zeit erspart hat. Aber dieser eine Satz: „Jetzt wird dein Leben völlig auf den Kopf gestellt.“ oder anders, „Mit Kindern ändert sich alles.“ hat irgendwie nicht so richtig wirken wollen. Gerade in Bezug auf die Freizeitgestaltung, wollte ich einfach nicht glauben, dass das alles nicht mehr möglich sein soll.
In den verschiedensten Blog-Beiträgen, bei Freunden und Verwandten, gab es die Möglichkeit, zu erfahren, was funktioniert hat und was nicht. Meine Erkenntnis: Alles ist möglich, aber ein bisschen anders. Vorne weg, wir sind heute weit aktiver, als noch vor der Geburt unserer Kinder. Und ja, es ist alles ein bisschen aufwändiger als vorher.
Richtig angefangen hat alles mit dem Wunsch, unseren Kindern eine ebenso aktive wie abwechslungsreiche Kindheit zu bieten, wie wir sie selber erleben durften. Gleichzeitig wollten auch wir unseren Horizont erweitern und viele unbekannte Orte entdecken. Damit diese Idee nicht im Sande verläuft, wurden gleich Tatsachen geschaffen und dieser Blog eingerichtet. Das hatte gleich zwei Vorteile:
- Bei der Wahl der Ausflugsziele haben wir uns mehr Mühe gegeben, denn wer schreibt schon gerne von seinen Outdoor-Erlebnissen beim Spaziergang um den Block.
- So ein Blog füllt sich nicht von allein. Damit man was zu erzählen hat, muss man auch was erleben.
So die Theorie. Praktisch ist der Plan voll aufgegangen. Im ersten Lebensjahr unserer Tochter sind wir mehr gereist als je zu vor. Also in dem Punkt gab es die vorhergesehene Änderung in unserem Leben. Jedoch eher als Turbo, denn als Bremse. Etwas kürzer treten mussten wir dann während der zweiten Schwangerschaft, und unsere Freunde können bestätigen, dass wir immer versucht haben aktiv zu bleiben. Ein besonderer Respekt gilt dabei Susi, die schließlich das zusätzliche Gewicht tragen musste.
Rein in die neuen Wanderschuhe, fertig, los …
Unsere erste Wanderung war mehr ein Testlauf für die neuen Wanderschuhe. Es ging durch die Weinberge entlang der Bergstraße und für unsere Tochter war der Platz in der Trage reserviert. Neben einem ausführlichen ersten Probelauf mit den neuen Schuhen, die vielleicht viel wichtigere Erkenntnis: Emily, gerade ein paar Wochen alt, ist es egal in welcher Gegend sie rumgetragen wird.
Am Anfang haben sich unsere Ausflüge auf den umliegenden Odenwald beschränkt, aber uns wurde schnell klar, dass wir noch viele andere Orte besuchen wollen. Besonders interessant ist alles, was mit Wasser zu tun hat. So sind Wasserfälle, Flüsse und Seen die begehrtesten Ausflugsziele geworden. Ausflüge, welche anfangs nur auf einen Nachmittag beschränkt waren, wurden so schnell zu Tagesausflügen und – soweit es die Zeit zuließ – sogar zu ganzen Wochenenden.
Für uns hat es sich ergeben, dass Wandern ein einfach zu realisierender Zeitvertreib ist. Dieser lässt sich mit gezielt ausgewählten Sehenswürdigkeiten super kombinieren. Dabei ist es auch egal, ob man durch die Stadt oder den Wald läuft. So waren wir zum Beispiel auf dem Baumwipfelpfad in Bad Wildbad oder haben uns den Kriemhildenstuhl in der Pfalz angesehen.
Wir sollten Kinder als Bereicherung in einem aktiven Leben verstehen
Richtig spannend werden Wochenendausflüge. Dabei kann man eine Wanderung zum Wasserfall ideal auch mal mit dem Besuch eines Freizeitparks verbinden. So geschehen bei einem Besuch in der Südeifel. Aber warum erzähl ich euch das? Ganz einfach. Ich möchte jeden dazu ermutigen, Kinder als eine Bereicherung in einem aktiven Leben zu verstehen und nicht als Belastung. Dass durch eine positive Grundeinstellung auch nervige und belastende Situationen, welche auf jeden Fall auch vorkommen, nicht das Ende des gewohnten Lebensstils sein müssen. Dabei ist eine realistische Einschätzung der Situation wichtig. Es wird nicht alles super gut sein, aber genauso wenig wird alles schlecht.
Hier nun die wichtigsten Erfahrungen, die wir gerne mit euch teilen wollen:
- Die Entscheidung triffst du selbst und nicht dein Kind. Das heißt, dass du ganz bewusst für dich entscheiden musst ob du zum Beispiel eine Campingtour machen möchtest oder nicht.
- Daraus leitet sich gleich ein zweiter Tipp ab. Nämlich mach dir ein paar Gedanken über die Gesamtsituation und finde eine Lösung und nicht Probleme.
In den meisten Fällen sind es vor allem die persönliche Grundeinstellung und die ganz persönlichen Vorlieben, die bestimmen, wie und wohin es geht.
Ein Beispiel: Am Anfang sind wir viel mit dem Kinderwagen auf breiten Waldwegen unterwegs gewesen. Viel lieber wollten wir aber auch die schmalen Wege erkunden. Nachdem wir ein, zwei Mal den Kinderwagen durch den Wald getragen haben, war uns klar, dass eine andere Transportmöglichkeit her muss. Wir haben uns für einen Tragerucksack entschieden und sind bei weitem nicht die einzigen.
Checkliste – was muss ich vor einem Ausflug mit Kind beachten:
- Mach dir vorher Bewusst, dass du dein Kind bei längeren Wanderungen tragen musst. Je früher du dich an den vielleicht nicht so beliebten Gedanken gewöhnst, dass dein Kind irgendwann zu erschöpft oder maulig ist, um weiter zu laufen, desto weniger belastet dich die Situation selbst. Und du bist möglicherweise auch besser vorbereitet, was die Wahl deiner Ausrüstung betrifft.
- Erkundige dich im Vorfeld, welche Aktivitäten am Zielort möglich sind. So kann es sein, dass das Ausflugsziel nicht so spannend ist wie erwartet und man weit weniger Zeit dort verbringt, als geplant. Anschlussziele können da sehr hilfreich sein, die Gesamtstimmung positiv zu erhalten.
- Die Wahl der Ziele an den Nachwuchs anpassen. In den ersten Monaten kann man die kleinen locker von einem Wanderweg zum nächsten schleppen. Irgendwann werden sie aber selber aktiv und wollen die Welt erkunden. Dann ist es sinnvoll auch kindgerechte Elemente wie Spielplatz oder Tierpark mit einzubinden.
- Ausreichend Essen und Trinken für ALLE einpacken. Jeder weiß wie wichtig Essen und Trinken ist und es kommt dennoch viel zu oft vor, dass dieser Tatsache zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Es sollten pro Familienmitglied 1 – 2 Liter zu Trinken dabei sein. Bewährt hat sich auch eine kleine Reserve im Auto für die Heimfahrt. Wer keine Lust hat, 8 Liter Wasser für eine vierköpfige Familie zu schleppen, der kann sich im Outdoor-Laden seiner Wahl nach geeigneten Wasserfiltern umschauen. Wer hier unsicher ist, kann uns gerne ansprechen, wir beraten euch gern.
Beim Essen kommt es ebenfalls auf das Packmaß an. Am besten funktionieren Riegel, Würstchen und geschnittenes Obst. Für ein bisschen mehr Abenteuer kann man auch mal einen kleinen Gaskocher mitnehmen. Zum Beispiel gibt es ein Set von Optimus, bei dem sich das gesamte Equipment im Topf verstauen lässt. Auch die Auswahl an Trekking-Mahlzeiten ist mittlerweile riesig und es schmeckt je nach Hersteller deutlich besser als man vielleicht noch von früher in Erinnerung hat. - Die Wahl der Unterkunft: Hier kommt es natürlich darauf an, was man vor hat. Eine für uns gute Alternative sind Jugendherbergen. Sie bieten sicher nicht den Komfort von Sterne-Hotels, haben aber doch einen ganz praktischen Nutzen: Für Familien gibt es oft Familienzimmer mit eigenem Bad und gerade wer mit Kleinkindern reist, wird wie wir, das Angebot vorhandener Kinderbetten zu schätzen wissen. In Deutschland gibt es dieses Angebot in fast jedem Ort. Sie sind verhältnismäßig günstig und auch etwas entfernter liegende Ausflugsziele sind gut erreichbar.
Unser Fazit:
Es ist mit Sicherheit einiges mehr an Vorbereitung und Planung notwendig, aber es ist absolut möglich erfüllte #DraussenErlebnisse zu haben. Die Grenzen setzt ihr in erster Linie selbst. Ihr fangt am Anfang vielleicht wieder klein an, aber auch eure Kinder wachsen mit den Herausforderungen und so wird die erste Wanderung eventuell 5 statt 50 Kilometer lang und die nächste Mountainbike-Tour zum Spielplatz und nicht ins Gelände führen. Mit der richtigen Ausrüstung wird das nächste Outdoor-Abenteuer zwar immer noch etwas langsamer von statten gehen, aber möglicher Weise weit weniger frustrierend. Und am Ende ist es doch die gemeinsame Zeit, welche den höchsten Stellenwert einnehmen sollte. So gesehen hat sich vielleicht doch mehr geändert als ich wahr haben möchte, aber schlechter geworden ist die Situation sicher nicht.






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