Stausee Odenwald Nibelungensteig

Wie bekomme ich Wasser trinkbar – Teil 2

Dies ist Teil 4 unserer Serie „Trinkwasser unterwegs“. Eine Übersicht aller weiteren Teile findet ihr am Ende des Beitrags.

Chemische Trinkwasseraufbereitung

Nachdem wir uns einen Überblick über verschiedene Filtermöglichkeiten verschafft haben, möchte ich euch hier einen Überblick zu den bekanntesten chemischen Reinigungsverfahren geben. In dieser Übersicht findet ihr nur handelsübliche und für den mobilen Einsatz bereits etablierte Mittel zur Desinfektion und Konservierung. Wer jetzt vor Schreck an den letzten Chemieunterricht denkt, keine Sorge. Ihr müsst nicht Chemie studiert haben, um ein grundsätzliches Verständnis für die Anwendungsmöglichkeiten zu entwickeln. Hier geht es nur um das allgemeine Verständnis, nicht um Formeln.

Reinigung vor Desinfektion

Bevor wir uns im Detail mit den verschiedenen Mitteln und Möglichkeiten beschäftigen, gibt es noch einen wesentlichen Punkt der bei einer Desinfektion zu beachten ist. Reinigung kommt immer zuerst! Das hat verschiedene Gründe. Mir ist noch keine Herstellerangabe aufgefallen, in der nicht drin steht, dass die Desinfektion nur in klarem Wasser erfolgen soll. Wirklich klares Wasser zu finden ist nicht immer ganz leicht und was für uns optisch klar ist, hat mit klarem Wasser oft nichts zu tun.

Das Problem ist, dass die chemischen Inhaltsstoffe mit allen Stoffen im Wasser reagieren. Dabei wird nicht unterschieden, ob diese Inhaltsstoffe für uns Menschen jetzt gesundheitsschädlich sind oder nicht. Somit kann es passieren, dass das Desinfektionsmittel abreagiert ist, bevor alle Keime im Wasser neutralisiert wurden.

Bei mehr Schadstoffen im Wasser müsste zudem auch die Konzentration des Desinfektionsmittels erhöht werden. Dieses Mittel greift alles Leben an und somit auch uns Menschen. In geringen Konzentrationen mag das kein Problem sein, aber auf Dauer ist das auch für uns und unsere Umwelt ein Problem.

Kurzum, je besser das Wasser vorher gefiltert wird, desto weniger chemische Zusätze sind nötig. Dies gilt genauso bei der Reinigung von Leitungen und Wassertanks (auch Trinkblasen und Trinkflaschen zählen dazu). Je besser ich Tanks vorher mechanisch reinigen kann, desto weniger chemische Zusätze werden anschließend benötigt.

Desinfektion oder Konservierung

Ja was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Desinfektion und einer Konservierung? Das zu wissen ist wichtig, da die Begriffe bei verschiedenen Produkten gerne mal durcheinander gebracht werden.

Desinfektion

Nach dem deutschen Arzneibuch geht es bei einer Desinfektion darum, totes oder lebendes Material in einen Zustand zu versetzen, dass eine Infektion nicht mehr möglich ist. Es geht bei einer Desinfektion immer darum schon vorhandene Mikroorganismen zu reduzieren. Und dies um einen definierten Faktor von 10-5. Das heißt, von 1.000.000 Keimen (Koloniebildende Einheiten [KBE]) bleiben am Ende 10 KBE übrig. Ganz wichtig: nach einer Desinfektion ist Trinkwasser nicht steril. Es sind also immer noch Keime im Wasser. Nur in einer so geringen Konzentration, dass eine Gesundheitsgefährdung nicht zu befürchten ist.

Bei der Desinfektion unterscheiden wir zwischen chemischen und physikalischen Verfahren. Mehr dazu später.

Konservierung

Bei der Konservierung geht es darum den aktuell guten Zustand zu erhalten.

  • Desinfektion: aus „schlecht“ wird „gut“
  • Konservierung: verhindert, dass aus „gut“ – „schlecht“ wird

Konservierung hilft allgemein dabei ein mikrobiologisches Wachstum zu verhindern oder soweit zu verlangsamen, dass das zu konservierende Gut (in unserem Fall Trinkwasser) lange Zeit nutzbar bleibt oder gelagert werden kann.

Die einfachste Art der Konservierung ist dabei die Kühlung. Wir stellen ganz selbstverständlich unsere Lebensmittel in den Kühlschrank, damit sie länger halten. So verhält es sich auch bei Trinkwasser. Je kühler ich dieses Lager oder Zapfen kann, desto weniger schädliche Keime werde ich darin finden.

Da jedes Lebewesen auch Futter benötigt, ist die nächste einfache Möglichkeit der „Futterentzug“. Dabei geht es nicht nur um Ablagerungen, sondern auch um die eingesetzten Materialien, welche Mikroorganismen für den Stoffwechsel verwerten. Aus diesem Grund müssen Trinkwasserleitungen eine entsprechende Zulassung vorweisen. Dies gilt für alle Materialien, welche mit Trinkwasser in Kontakt kommen.

Um Wasser langfristig haltbar zu machen, wird auf chemische Zusätze zurückgegriffen. Üblicherweise handelt es sich hier um Silber.

Trinkwasserverordnung

Bevor wir uns nun im Handel mit dem nächsten Chemiebaukasten eindecken können, müssen all die kleinen Mittelchen registriert werden. Grundsätzlich darf nur verkauft werden, was nach Trinkwasserverordnung als Desinfektions-, Reinigungs-, oder Konservierungsmittel zugelassen ist. Neben vielen weiteren Verordnungen und Gesetzen ist die Trinkwasserverordnung für Endverbraucher am einfachsten zu besorgen und zu verstehen. Von Fachleuten wird diese auch oft als erstes zitiert. Ohne weiter ins Detail zu gehen, ist die Trinkwasserverordnung das für die Hersteller und Händler maßgebliche Dokument, nach dem sich in Deutschland alle richten müssen.

Ich glaube, ich muss nicht extra erwähnen, dass beim Kauf von Produkten in Kontakt mit Trinkwasser auf die Einhaltung von Regeln geachtet werden muss. Wer hierzu mehr erfahren möchte, kann sich gerne an die Fachleute des DFLW e.V. wenden.

Kapitel 1 – „Trinkwasser unterwegs“

Kapitel 2 – „Warum Wasseraufbereitung“

Kapitel 3 – „Wie bekomme ich Wasser trinkbar -Teil 1“

Kapitel 4 – „Wie bekomme ich Wasser trinkbar -Teil 2“

Kapitel 5 – „Wie bekomme ich Wasser trinkbar -Teil 3“

Kapitel 6 – „Wie bekomme ich Wasser trinkbar -Teil 4“

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